Produktion

von | Jan 31, 2006

Die Porzellanmanufaktur Allach produzierte insgesamt über 240 Modelle aus Keramik und Porzellan. Hinzu kommen noch einige Sonderanfertigungen, ohne Modellnummern, die größtenteils als Geschenke und Ehrenpreise dienten. Eine Liste aller produzierten Modelle, sowie die Herstellungszahlen aller Stücke sind nicht bekannt, da ab 1939 keine offiziellen Produktionslisten der Gesamtmodelle mehr existieren.

Auch diente die Porzellanmanufaktur Allach nicht zur Geldbeschaffung unter den SS-Wirtschaftsunternehmungen, sondern sollte die Erziehung zum nationalsozialistischen Menschen unterstützen.
Die große Mehrzahl der bekannten Stücke ist aus weißem, glasiertem Porzellan gearbeitet, was dem bevorzugten neoklassizistischen Ideal von Reinheit und Schönheit am Ehesten entsprach. Bis auf wenige Ausnahmen erzielen, die meist selteneren farbigen Stücke zum Teil deutlich höhere Preise.

Für die Porzellanmanufaktur Allach wurden die besten Künstler, Designer, Töpfer und alle anderen wichtigen Handwerker, die zur Herstellung von hochwertigem Porzellan nötig waren aus ganz Deutschland verpflichtet.
Ein schwerwiegendes Problem von Industrie und Wirtschaft im Allgemeinen war der Mangel an Arbeitskräften, der im Laufe des Krieges bedrohliche Formen angenommen hatte.
Die Ausbeutung des großen Reservoirs an KZ-Häftlingen war der SS als geeignetster Weg aus dieser mißlichen Situation erschienen („Vernichtung durch Arbeit“).

Auch in der Porzellanmanufaktur Allach wurden Häftlinge beschäftigt, dadurch aber keineswegs vernichtet – wie bei anderen Kommandos – sondern wem es gelungen war, in einem der beiden Porzellankommandos (Allach und Dachau) unterzukommen, hatte damit im Gegenteil seine Chance, die KZ-Haft zu überleben, beträchtlich gesteigert. Dies war ein – wenn auch schwacher – Trost für die eingesetzten Häftlinge. Bei der Porzellanmanufaktur Allach sind bei Zwangsarbeitern keine Todesfälle bekannt geworden.

Die Geschäftsjahre 1940 und 1941 standen für die Porzellanmanufaktur im Zeichen wachsender kriegsbedingter Schwierigkeiten. Diese bezogen sich auf die Beschaffung des Materials, auf die Transportmöglichkeiten und insbesondere auf den Arbeitskräftemangel, da aufgrund der deutschen Kriegsoffensiven immer mehr zivile Arbeitskräfte an die Front beordert wurden. Himmler hat den Einsatz von Häftlingen in der Manufaktur zunächst abgelehnt. Bereits 1940 fand der erste Einsatz von Häftlingen statt. Betriebsleiter Rudolf Dippe hat für das Jahr 1940 die Zahl von 10 Häftlingen, und zwar ein Facharbeiter und neun Hilfsarbeiter vermerkt, die bis ins Jahr 1943 auf über 90 Häftlinge anstiegen.

Häftlingsbericht:

Hans Landauer, der nach seiner Internierung als österreichischer Spanienkämpfer im französischen Lager Gurs am 6. Juni 1941 nach Dachau gebracht worden war, war für kurze Zeit im Kommando Gleisbau eingesetzt gewesen. Am 22. Juni 1941 erfolgte seine Verlegung zur Porzellanmanufaktur, wo er zunächst bei dem beschwerlichen Kohlentransport eingesetzt war.

Aufgrund seiner zeichnerischen Fähigkeiten wurde Landauer nach einem Gespräch mit dem Meister der Figurenabteilung, einem Herrn Hein, den Facharbeitern überstellt.

Er erzählt: “Meine ersten Arbeiten als Porzellanformer bestanden im Retuschieren von Kerzenleuchtern und Lusterarmen. Später hatte ich Retuschen von Bären, welche in einem Stück gegossen wurden, zu machen. Bei den drauffolgenden Arbeiten gab es schon Teilstücke, welche an Hundekörper, angarniert`…und retuschiert werden mußten. Nach einem Jahr machte ich ganze Serien der Trachtenfiguren, wie Bückeburger, Friesen, Oberbayern, Gutacher und Hessen, denen später die Morisken folgten.“

Wenn beim Zusammenfügen der Teile Unachtsamkeiten unterliefen, konnte die Figur bei den Bränden leichte Risse bekommen. Später war Landauer bei der Formung der Reiterfiguren eingesetzt. Er war sich seiner herausgehobenen Stellung im Lager bewußt. Auch zur zivilen Belegschaft konnte Teilweise ein guter Kontakt geknüpft werden, von dem die Häftlinge mit (verbotener) Essenversorgung profitierten.

Dennoch – um die Situation von damals nicht zu verharmlosen. Die zentrale Lage im SS-Bereich gab zur größten Sorge Anlaß.

 

Auch wenn die Zustände für die Häftlinge bei der Manufaktur vergleichsweise als „menschlicher erscheinen“, soll und darf man unter keinen Umständen den unmenschlichen und oft tödlichen Arbeitskommandos bei anderen Arbeitseinsätzen, sowie die Todesfabriken mit den industriellen Vernichtungen vergessen, wobei mehrere Millionen Menschen ihr Leben lassen mußten.